GESTERN HATTE ICH EINEN PLAN
5:30 Uhr aufstehen, ausgeschlafen natürlich.
Meine morgendlichen Leibesübungen.
Alle schlafen noch…
Den Übergang vom Dunkel ins Morgenlicht genießen…dabei schreiben…
Begleitet vom Geräusch der Regentropfen.
Die große weiße Kerze, brennend am Zwetschgenholzregal.
Der Geschmack von Kräutertee im Mund.
Genussvoll in das Zwielicht starren, bis der nächste, inspirierte Gedanke seine Form findet,
sich aufs Papier bringen lässt.
In einen Raum eintauchen, der von der Schönheit des Feiern spricht.
Ich wollte teilen, dass das Feiern, das Zulassen von Glück und Freude genauso Fokus braucht, wie das Willkommen heißen von Schmerz.
Und jetzt? Und nun?
8:43 Uhr.
Der Tag fühlt sich alt an in mir.
Im Kopf, ein leichtes Hämmern.
Was kam dazwischen?
Zwischen der Vor- stellung und dem, wie es dann wirklich war.
Das Leben hat oft andere Pläne.
Schickt Botschaften vielschichtig verpackt.
Hallo?
Muss das denn sein?
…ruft der Widerstand…
Was will es mir sagen, das Leben?
Wenn überquellende Windeln,
nächtliche Hungerattacken des hirnunreifen süßen, 3- jährigen Schatz,
aus dem Nichts auftauchende, dringende Entscheidungsgespräche des Ehegatten auf den Tisch gelegt werden,
die es jetzt zu treffen gilt…
Was will es mir sagen, das Leben?
Hey!
Ich hatte doch PLÄNE!
‘Werde langsam…
Spüre…
Achtsam…
Sorgsam…
Nimm Raum ein…
Lausche der Stimme, die sagt ‘aber…aber…aber jetzt…es muss…schnell…sonst…’…
Fühle die Stimme….
fühle den Druck
die Enge
fühle in den Kern ihrer Angst…
Ihrer Einsamkeit…
Strahle warme, liebevolle Präsenz auf die Dringlichkeit…
Erkenne die Not…öffne dich ihr…nähere dich ihr…
Es gibt nichts zu tun…sei einfach da…
Atme Ruhe ein…’
Ein Schwall Atem bricht die Betonschicht in meinem Rücken….
Verflüssigt sich.
Sinkt ab.
Der Atem, tief.
Ruhe zieht ein.
Und da – mein Herz.
Und da – mein Bauch voll Freude.
Stille Freude.
Das Leben dehnt sich aus.
Gelb und weit.
Erstaunlich, dieses Leben.
Um mir, immer noch kein Kräutertee.
Kein Kerzenschein.
Doch in mir,
mein Zuhause.
Mit großer Tafel.
Für alle Gäste der Welt.
Das ist mein Glück.
ANHAFTUNG
Wie oft stellt man sich etwas vor und es kommt anders als gedacht?
Wie oft bleibt man im Widerstand hängen und stellt sich gegen das, was ist?
Man hält am Wollen fest, oder drückt den Frust nach unten?
Das ist nicht verwunderlich. In unserer Kultur lernen wir mit Herausforderungen so umzugehen.
In meinem Studium für lebendiges Leben, Mitgefühl und Sinn, ist LIVING COMPASSION eine meiner drei Hauptpraktiken geworden.
HINGABE
Ein Prinzip der LIVING COMPASSION Praxis ist die Hingabe.
Sich etwas voll und ganz zuzuwenden, sich dafür zu entscheiden, mit etwas zu gehen. Mit Leidenschaft bei der Sache sein. In Kontakt kommen. In Beziehung gehen. Loslassen, spüren und somit Fließen ermöglichen.
Das ist ein weibliches Prinzip.
AUSRICHTUNG & FOKUS
Ein anderes Prinzip ist es, sich auszurichten und zu fokussieren.
Dem Fluss einen Rahmen zu setzen. Eine Struktur. Ein Gefäß. Man gibt die Richtung vor.
Man klärt, was da ist. Man verkörpert Gedanken, man erlebt sie, man spürt sie. Man lenkt bewusst in Richtung Sehnsucht, um im Fluss der Lebensenergie zu landen. Den lebendigen Bedürfnissen.
Das ist ein männliches Prinzip.
DISZIPLIN
Disziplin stammt aus dem lateinischen disciplīna und meint zusammengefasst ‘das sich einfügen in eine Ordnung’.
Jede Praxis braucht Disziplin.
Entscheide ich mich in eine Lehre zu gehen, eine Disziplin, dann kann die neue Ordnung entstehen. Dazu braucht es Training, Wiederholung, studieren, ein lernen und forschen.
Meine Musikmentorin Johanna hat letztens zu mir gesagt, ‘Andie, Musik ist ein TUNfisch…man muss sie einfach tun…’.
Ins Leben zu gehen ist auch ein TUNfisch 🙂 man muss es tun – so simpel und nicht immer einfach.
Es braucht Mut, Inspiration, Disziplin und Gemeinschaft. Viel davon und zwar Schritt für Schritt 🙂
ERNTEN UND FEIERN
Am Ende des Vormittags, es ist jetzt beinahe 11:00 Uhr, lande ich beim Ernten und Feiern.
Ich spüre das schöne Leben in mir und erkenne es in unserem Zuhause.
Inmitten übervoller Windel, ermüdenden Nächten und forderndern Entscheidungsgesprächen.
Es entsteht der Raum das Glück zu sehen…die Freude zu erleben – sie zuzulassen…den gelebten Traum zu feiern, die tiefe Zufriedenheit im Weniger ist mehr zu erfahren.
Der Baum. Das Kind. Das warme Bett. Der orange Herbstkürbis. Die warme Hand auf meiner Schulter. Der unvergleichlich, einziagartig magische, klebrige Kinderkuss.
Und siehe da, letztendlich schreib’ ich doch, wie geplant, vom Feiern.
Wer hätte das gedacht.
0 Kommentare